… und habe einen Flug in Reihe 13 überlebt, die es normalerweise gar nicht gibt. Jetzt ist es also offiziell – ich bin ein kosmisches Kind und stehe unter dem Schutz des Universums.
Nachdem ich nun zwei Tage ausgiebig in Selbstmitleid ob meiner unausweichlichen Rückkehr nach Deutschland gebadet habe und die Melancholie selbst vor meiner Yogamatte nicht halt gemacht hat, ist mir dann heute doch mal bewusst geworden, dass man seine letzten Reisemomente auch durchaus sinnvoller verbringen kann. Ja, bisschen spät, ich weiß. Aber wenn einen das olle Selbstmitleid erstmal gepackt hat, stopft es einem ganz schnell den Kopf mit Trauerwatte aus, damit man ja nicht auf die Idee kommt, sich womöglich daran zu erinnern, dass es ja eventuell auch den ein oder anderen winzig kleinen Grund geben könnte, ein glücklicher und dankbarer Mensch zu sein anstatt ein Häufchen Elend im Orient.
Vor der Reise war ich ein bisschen nervös und aufgeregt, in erster Linie aber neugierig auf alles, was vor mir lag. Ich hatte ja nichts zu verlieren. Hätte mir das Reiseleben nicht gefallen, wäre ich eben einfach wieder umgekehrt. Alle Abschiede waren auf sechs Monate begrenzt, kein Grund also für dramatische Abschiedsszenen oder Heimweh.
… von Singapur bis Aberdeen, wenn du mich fragst, wo’s am schönsten war, sag ich …“ na, jedenfalls nicht Sansibar! (Achim Reichel, Aloha Heja He)
„This is done.“ Mit diesem Satz pflegte unser Hatha Yogalehrer und Drill Instructor Narinda unsere 216 Aufwärm-Sonnengrüße, unterbrochen lediglich von 25 Up Dog zu Down Dog, zu beenden. Mit unbewegter Mine, völlig unbeeindruckt angesichts der schweißüberströmten, dampfenden Körper und hochroten Gesichter, die ihm da keuchend gegenüberstanden und verzweifelt versuchten langsam wieder die Atmung zu regulieren. Nach 300 Stunden Hatha, Ashtanga, Philosophie, Meditation, Pranayama und Shatkarma in Rishikesh, am Fuße des Himalaya, stets begleitet vom Rauschen des Ganges, kann ich jetzt auch sagen. „This is done.“ Und das fühlt sich verdammt gut an.
Dies ist ein Aufruf. Leute, geht Kühe streicheln! Wer jetzt denkt, Indien und die vielen Yogastunden würden mir langsam zu Kopf steigen, dem muss ich an dieser Stelle sagen: Genau so ist es. Auf jeden Fall merke ich, dass dieses Land mein Herz immer mehr öffnet, da ist dann eben auch mehr Platz für Kuhliebe.
Die erste Woche der Yogalehrer Ausbildung ist um und heute haben wir einen freien Tag. Wie nicht anders zu erwarten, war ich trotzdem um 06:00 Uhr hellwach. Da das Leben in Rishikesh aber erst so gegen 10:00 Uhr beginnt, hatte ich ein bisschen Zeit die Woche gedanklich zu verarbeiten.